Leben ohne Zucker – Die 10-Prozent-Hürde – Teil 1

Nun ging es also los. Erstes Ziel: Nichts essen oder trinken, das mehr als 10% Zucker enthält.

Gleich am ersten Tag wurde ich vor eine Herausforderung gestellt: Workshop mit dem Kunden. Unsere Assistentin ist dann immer so nett und stellt Kekse und Süßigkeiten auf den Tisch. Es war gar nicht so einfach da zu widerstehen, wenn man direkt vor der Schale Gummibärchen sitzt. Ansonsten war es am ersten Tag relativ leicht größtenteils auf Zucker zu verzichten.

Am zweiten Tag startete der Tag direkt mit einem Kakao. Ich drücke hier mal beide Augen zu, da das Kakaopulver an sich zwar 77% Zucker enthält, es dann als gesamtes Lebensmittel allerdings mit der Milch gemischt wird und der Zuckeranteil auf ca. 5% fällt. Außerdem steht für mich der positive Effekt der Milch im Vordergrund. Milch bekomme ich ohne Kakaopulver aber leider nicht durch den Hals. Ansonsten war der Rest des Tages gar nicht so schwierig. Einen Engpass gab es dann abends bei den Apfelchips. Sie enthalten 10% Zucker und sind damit noch so gerade innerhalb der 10-Prozenz-Hürde. Wenn im folgenden Schritt dann die Hürde auf 5-Prozent herab gesetzt werden soll, muss überlegt werden, ob man hier eine Ausnahme macht, da es sich bei den selbst hergestellten Apfelchips ausschließlich um natürlichen Fruchtzucker handelt und Äpfel per se ja erstmal gesund sind. Ansonsten gab es über den Tag verteilt Vollkorn-Sandwiches mit Schinken und Käse. Alles jeweils mit weniger als 10% Zuckeranteil. Mittags kamen noch zwei Wurstbrötchen hinzu. Dazu gab’s eine Cola, die genau 10% Zuckeranteil aufwies. Hier besteht definitiv noch Verbesserungspotential.

Da war er wieder am dritten Tag: Der Kakao. Darauf möchte ich am Morgen einfach nicht verzichten. Dazu gab’s zum Frühstück Cornflakes. Meine Variante bestand zu 6% aus Zucker. Damit war in dieser Phase noch alles im Rahmen. In der 5%-Zucker-Phase werde ich dann wohl von Cornflakes auf Haferflocken umsteigen müssen. Zum Mittag gab es ein Hähnchenschnitzel mit Pommes. Somit war ich auch hier im Soll. Einzig der nicht erlaubte Schokoriegel nach dem Mittagessen tat weh, aber ab sofort musste nun darauf verzichtet werden. Abends wurde noch gegrillt. Auch hierbei war Zucker kein Problem – auch wenn sich das späte Grillen ausnahmsweise nicht mit dem 16:8-Intervallfasten, das ich versuche umzusetzen, verträgt. Freunde aus dem anderen Ende von Deutschland kommen halt nicht so oft zu Besuch. Beim Fleisch mache ich mir generell wenig Sorgen bezüglich Zuckergehalt. Das Weißbrot dazu versetzte mich schon eher ins Grübeln. Eine kurze Recherche im Internet ergab dann aber, dass Weißbrot im Schnitt 5% Zucker enthält. Da hatte ich Glück! Das alkoholfreie Weizen war dann wieder mit 3,6% Zucker komplett im Soll.

Der vierte Tag des 10%-Zucker-Experiments startete mit einem Kakao, auf den ich – wie bereits an Tag zwei beschrieben – einfach nicht verzichten möchte. Dazu gab es zum Frühstück ein großes Stück Käse. Der Käse stellte damit keine Zucker-Hürde dar. Für den Mittag hatte ich mir zwei Stücke Fleisch vom Grillabend mitgenommen. Somit kam es auch hier zu keiner Überschreitung der 10%-Hürde. Selbiges galt für das Abendessen am vierten Tag. Nachmittags überkam mich dann allerdings der Hungerast und ich hätte am liebsten direkt eine ganze Tafel Schokolade verdrückt. Da im Büro gar keine Schokolade zur Verfügung stand, konnte ich mich noch mit einigen Nüssen retten.

Bis hierher habe ich mir die 10%-Zucker-Hürde wirklich schwieriger vorgestellt. Zumal ich mich eher in die Kategorie Kohlenhydrat-Junkie und Obst-und-Gemüse-Verweigerer einsortieren würde. Bisher war die einzige wirkliche Einschränkung, um auf Zucker zu verzichten, der weitestgehende Verzicht auf Süßigkeiten. Die kommenden Tagen sollten mit aber nun schwerer fallen, da das Wochenende nahte.

Der fünfte Tag startete mit Haferflocken. Da ich festgestellt hatte, dass meine Cornflakes auch schon 6% Zucker enthalten, bin ich heute zu Haferflocken gewechselt, die mit unter einem Prozent Zucker auskommen. Eine gute Variante, um demnächst auch unter der 5%-Hürde zu bleiben. Mittags gab es noch eine Bratwurst mit Schinken-Tortellini. Für beides bewegten sich die Zuckerwerte weit unter 10 %.

Das Wochenende war – schlimmer als erwartet – aus Sicht der Ernährung gelinde gesagt eine komplette Katastrophe. Ich schaufelte Süßigkeiten, Grillfleisch, Weißbrot und Cola in mich hinein. Es war Sommer, da wurde natürlich gegrillt. Zusätzlich hatte meine Frau noch Süßigkeiten eingekauft, denen ich nicht widerstehen konnte. Aus meiner Erfahrung heraus ist es viel einfacher einmal beim Einkaufen „nein“ zu Süßigkeiten zu sagen als immer wieder „nein“ sagen zu müssen, wenn man den Wohnzimmerschrank öffnet.

Nun gut, das Wochenende war ein Fehlschlag, aber das Experiment der 10%-Hürde sollte ja 14 Tage dauern. Also startete ich am Montag wieder mit guten Vorsätzen. Wenn man die 80:20-Regel an dieses Experiment anlegt, hatte ich immer noch eine gute Chance an 80% der Tage unter der 10%-Hürde zu bleiben. Aus meiner Sicht kann man die 80:20-Regel auf fast alles im Leben anwenden. Dogmatisch zu leben ist nie gut! Trotzdem war das Wochenende ein herber Rückschlag.

Als Zwischenbilanz des Experiments, konnte ich aus dem Wochenende aber schon einmal ableiten, dass ich in den zwei Tagen Völlerei deutlich müder, erschöpfter und engergieloser war als an den Tagen zuvor. Soweit deckte sich das Experiment mit dem was ich zuvor über zu viel Zucker und zu viel Essen gelesen hatte.

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